Berlin, Dezember 2014 - (von Andreas von Oertzen)
Zum 20. Mal fand in Berlin die ONLINE EDUCA, internationale Konferenz zu technologiegestütztem Lernen und Training für den Corporate-, Bildungs- und Öffentlichen Bereich statt. Wie in den Vorjahren wurde als thematische Komponente die BUSINESS EDUCA angeboten, innerhalb derer sich Experten aus den Bereichen HR und Organisationsentwicklung zusammenfanden, um praktische Strategien und Lösungen auszutauschen.
Co-Learning
Wollte man einen Begriff finden, der die verschiedenen Key Notes und Workshops überspannt, wäre Co-Learning geeignet. Gemeinsames Lernen, Kollaboration, erfahrungsbasiertes Lernen, Social Learning waren wiederkehrende Begriffe, die in die Zukunft des Lernens wiesen. Vergleicht man die thematischen Schwerpunkte mit den durchaus ähnlichen des Vorjahres, so ließ sich stellenweise ein gefühlter "Need for Speed" beobachten, der vielleicht eher ein "Need for Practice" war.
Sind wir tatsächlich am Ende einer technologischen Kurve nach dem S-Kurven-Konzept von Richard Foster angelangt? Sind Zugewinne des Lernens nur noch inkrementell zu verzeichnen, und sollte uns das beunruhigen? Dies beschäftigt beispielsweise Lisa Lewin, Managing Director Technology Products von Pearson. Sie schien sich fast zu sorgen, dass derzeit keine dramatischen Veränderungen in Sachen Zunahme des Lernens sichtbar würden und sehnt sich nach einer "Ed-Tech Revolution", die Big Data, große Ideen und große Wissenschaft mit einschließt.
Quantensprünge seien es, die man brauche, und es gebe Anlass zur Hoffnung, dass neue Entdeckungen in der Gehirnforschung, der Daten-, Computer-, und Lernwissenschaften die notwendigen Impulse dazu liefern werden. Während der Aufzählung der Details, zu denen auch Schlaf & Gedächtnis, Arzneimittel, Mensch-Maschine-Interaktion und "Die Grenze liegt beim Menschen" gehörten, beschleicht mich ein leiser Wunsch nach visionärer Entspannung
Zwei Trends, die bereits im Jahr 2010 von den eLearning-Veteranen Jane Heart und Jay Cross in ihrem zusammengefügten Modell "Five Stages of Workscape Evolution" festgestellt wurden, setzen sich offensichtlich fort: Informelles Lernen gewinnt weiter an Bedeutung, die Kontrolle des Lernens erfolgt stetig zunehmend Bottom-up.
Ob neue wissenschaftliche Erkenntnisse unsere Fähigkeiten für ein weit besseres Lernen tatsächlich explodieren lassen werden, sofern wir nur in die relevanten Forschungsgebiete sehr viel mehr investieren sowie einen besseren kühneren Innovationsfluss zulassen, bleibt mit Spannung abzuwarten.